Sag mir, wie es ist (16.10.2022)

 Die Nacht so schwarz und schwer,
Die Sterne so klar und scharf,
Dass man sich an ihnen schneidet,
Wenn man nach ihnen greift
 
Sag mir, wie es ist,
Wenn der Himmel immer hell scheint
Sag mir, wie es ist
Wenn Träume nach Puderzucker schmecken
 
Der Tag so grau und lang,
Der Nebel so tief und dicht,
Dass man stets nur im Kreis läuft,
Auch wenn man stillsteht
 
Sag mir, wie es ist,
Wenn du weißt, wonach du suchst
Sag mir, wie es ist
Wenn dein Leben seinen Sinn erkennt

Wurmmond (28.03.2022)

 
Sag den Hoffnungslosen,
Die Vögel fliegen zurück nach Haus‘
Und sie singen so laut,
Dass wir aus dem Winterschlaf erwachen
 
Auch wenn es kälter scheint,
Geben sie meiner Hoffnung Flügel
Mein Herz taub und blau,
Mag noch nicht an eine Chance glauben
 
Sag den Unglücklichen,
Dass jeder Gedanke Früchte trägt
So gut die Freude schmeckt,
So verfault sind der Selbsthass und die Angst
 
Auch wenn es besser wird,
Kann ich die Welt nicht zurückdrehen
So lass uns jede Nacht
Feiern, als ob es die letzte wäre

Vergessene Götter (14.03.2022)

 Ich glaube weder an Feen

Noch Geistern und Fabelwesen

Mit der Freiheit auszuwählen,

Entschied ich mich für den Unglauben

 

Lasse die Wölfe heimkehren,

Wie lang verlorene Freunde

Gib der Welt ihre Wurzeln her,

Sind wir zu fern von aller Heimat

 

Ich glaube weder an Wunder

Noch an vergessene Götter,

Mit dem Schrecken dieser Welt,

Verlor ich jäh mein Vertrauen

 

Werfe alle Ikonen fort,

Schützen sie uns vor niemanden

Und vergesse ihr Abbild,

Sind wir dem nicht mehr gewachsen

 

Ich glaube an keine Zukunft

Meine Welt besteht aus Tagen,

Sind wir denn nicht alle müde,

Suchen wir nicht den Weg nach Haus‘?

 

Keine Narren hier (28.02.2022)

 Ich sehe keine Narren hier, 
Denn niemand feiert mehr,
Seitdem die alte Welt verging
Nun sind alle Straßen leer

Als hätten wir bereits verlernt,
Wie man tanzte und sang
Oder ist bloß nichts mehr übrig,
Worauf man sich freuen kann?

Ich sehe keine Farben hier,
Weil keiner mehr von uns lacht
Hat die rosarote Brille
Uns vielleicht nur blind gemacht?

Als hätten wir schon vergessen,
Wie es ist, zu hoffen
Der Krieg und die Fluten haben
Unser aller Herz getroffen

~ Rosenmontag 

Trübsinn (09.02.2022)

 Alte Geschichten,
Die einst geschrieben wurden,
Verblassen mit der Zeit,
Dass ich mich immerzu frage

Erinnerst du dich,
An vergangene Tage,
An Sommerabende 
Und wie sie kommen und gehen?

Schmerzt es dich auch so,
Dass jenes Glück fern erscheint?
Halten wir tief ins uns
Doch ewig an den Bildern fest

Neue Geschichten,
Die erst geschrieben werden,
Brauchen ebenso Zeit,
Dass ich zweifle und mich frage

Glaubst du, dass Träume 

Wirklich wahr werden können?
Oder lässt mich mein Trübsinn
All das Gute nicht mehr sehen?

Schneemond (04.02.2022)

 Der Mond flüstert mir leise
Seine Versprechen zu,
Sieht er den nächsten Morgen
Lange vor Ende der Nacht

Wo man die Hoffnung verzehrt,
Hält der Winter sich fest
Färbt er mein Herz so blau,
Dass es resignieren mag

Doch da flüstert der Mond mir
Einen Neuanfang zu,
Denn niemals ist es kälter,
Als am letzten Wintertag

Und wo man nach vorne blickt,
Kann man den Frühling sehen,
Die Sonne ist schon dort,
Wartet sie noch bloß auf uns...

Die Farben, die wir tragen (20.01.2022)

 Die Zeit webt uns neu
Mit jede unserer Fasern,
Die Farben, die wir tragen
Sind durch sie bestimmt
 
Zwischen den Welten,
Zwischen Dunkelheit und Licht
Es ist an uns, zu entscheiden,
Welchen Weg wir gehen
 
Nichts ist so beständig,
Wie unser ewiger Wandel,
Und das Schönste an ihm,
Sind all die neuen Tage
 
Die Zeit webt uns neu
In jedem einzigen Moment,
Die Farben, die wir tragen,
Sind von uns gewählt

Wolfsmond (16.01.2022)

 Mit dem Blick zurück
Und zugleich nach vorn
Stehe ich still für den Moment
 
Ich lasse Altes
Im vergangenen Jahr,
Dass der Weg nun leichter wird
 
Mein Kopf und mein Herz
Vertrauen sich nun,
Anstatt sich zu bekriegen