1. Kapitel - Der Anfang
Es geschah an einem kühlen Februarabend. Ich saß mitten auf
einer blauen Couch, die ein Streifenmuster aufwies. Draußen schien bereits der
Mond und die Dunkelheit im Garten machte mich noch schläfriger. Im Fernseher
lief eine Castingsendung. Sie war nicht wirklich interessant, zumal ich schon 2
Staffeln gesehen hatte. Die Sendung lief folgendermaßen ab: Man wurde gecastet
vor eine Jury, was eigentlich der witzigste Part war. Danach gab es ein Recall,
der teils in Deutschland und teils in einem tropischen Land stattfand. In der
Zeit werden die Kandidaten bis auf 15 Personen reduziert. Zum Schluss kommt man
in die Live-Shows und die Zuschauer rufen für ihren Favoriten an bis nur noch
Einer übrig bleibt. Natürlich kennt jeder solche Formate die in unglaublich vielen
Ländern hohe Einschaltquote haben.
Aber zurück zu dem Abend. Ich kam ins Grübeln und versuchte
mir den Namen oder ein Gesicht einer Person in Erinnerung zu rufen, die der
diesjährige Gewinner sein könnte und mir nicht mal ein Gesicht ein. Also beschloss
ich in Gedanken einfach mal zu glauben, dass der nächste Kandidat, dessen
Einspieler in wenigen Sekunden abspielen würde, der nächste Superstar sein
würde. An dem Abend hatte ich gelernt, dass der Glaube an etwas wahre Wunder
bewirken kann - sei es gewollt oder ungewollt.
Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass dieser bloße Gedanke
so ausschlaggebend sein wird und diese Person traf mich mit der Wucht eines
Hammers, der auf einen Spiegel einschlägt.
"Hallo, ich bin Daniel Schuhmacher. Ich bin 21 Jahre alt
und komme aus Pfullendorf. "
Es war ein Schock, der mein Herz heftiger schlafen und
meinen Atem stocken ließ. Ich erblickte hellblaue Augen, fast grau und erkannte
einen kritischen, fast sogar angespannten Blick. Sein blondes Haar lugte unter
seinem grauen Hut hervor, welcher seine Person noch größer wirken ließ, als er
schon war.
Als der Einspieler weiter lief schoss mir die Röte in die
Wangen und ich grinste in mich hinein. Ich biss mir auf die Innenseite der
Wangen, um es zu verhindern, doch vergebens. Meine Reaktion wurde von meinem
Herzen ausgelöst, dem es peinlich war, jemand hätte mich beobachtet. Ich war
verwirrt. WIE hatte er solch eine Reaktion bei mir ausgelöst und WAS war dieses
komische Gefühl?! Ich hatte einfach das komplette Gegenteil erwartet. Zu all
dem kam auch noch, dass er singen konnte. Natürlich kam er diese Runde weiter,
aber die Wahrscheinlichkeit war so gering, dass er es weit schaffen würde.
Nicht, dass ich nicht an ihn geglaubt hatte, es waren einfach so viele
Bewerber.
2. Kapitel - Ein Wiedersehen
Ich muss zugeben, dass ich ihm im Recall nicht erkannte,
obwohl er oft gespielt wurde.
Umso beeindruckter war ich, als ich ihm in der ersten
Live-Show wiedererkannte. Ich sah sogar eine Veränderung in seinen Augen. Sie
wirkten freier, als wagten sie sich endlich hoffnungsvoll zu sein, doch sie
schienen auch schwerer vor Traurigkeit. Sie suchten immer einen Punkt, an dem
sie sich festhalten konnten. Dies war das 2. Mal, als er mich mit einem Gefühl
direkt konfrontierte. Nicht imstande zu sein zu helfen, obwohl man es sich
wünschte, war ein total neues Gefühl, das mich unvorbereitet traf.
Es war der erste Tropfen in ein bodenloses Fass, dass wie
Gift auf mich wirkte. Natürlich ahnte ich auch diesmal nicht, dass es viele
Tropfen werden. Es scheint komisch, doch hätte dieses "Fass" einen
Boden, dann wäre es schon längst übergelaufen.
Also schloss ich eine Wette mir mir. Ich wettete, dass er
der neue Gewinner sein würde, so wie ich es am Anfang gesagt hatte.
3. Kapitel - Ein Abschied ?
In den letzten Jahren ist zu viel passiert, als könnte ich
es auf wenige Seiten schreiben. Ich habe so wunderbare Menschen
kennengelernt,die so viel erlebt haben, wo ich erst ganz am Anfang stehe.
Manchmal ist ihre Präsenz ein wenig einschüchternd, weil sie Erfahrung und
Selbstständigkeit ausstrahlen, wobei ich vor diesen Jahren nichts gelernt
hatte, was wichtig für das Leben war. Außerdem scheinen sie fest im Leben zu
stehen und meine Zukunft ist noch ungewiss. Selbst, wenn ich mein Bestes gebe,
könnte es nicht genug sein. Ich habe keinen Plan für mein Leben und es gibt
keine Garantie, dass alles gut gehen wird. Ich weiß, was jetzt auf dem Spiel
steht und es macht mir verdammt große Angst, dass ich scheitern könnte.
Natürlich hatte ich in den letzten Jahren auch Angst, dass
es plötzlich vorbei sein könnte. Nach jeder CD oder jeder Tournee, dass das
Ende näher ruckt, jedoch wusste ich nicht, wie viel Zeit mir noch blieb. Ich
fragte mich immer wieder wie viel noch bleiben würde, wenn alle gehen, die mir
einen Sinn gegeben haben. Ich bin mir sicher, dass ich ihn geliebt habe und
irgendwie auch noch liebe. Sie kam nicht von jetzt auf gleich oder von heute
auf morgen. Ich brauchte Zeit um zu merken, dass es in Ordnung war und das
manche Dinge immer blieben. So blieben auch die Worte in meinen Erinnerungen
hängen und auch die Gefühle, die dadurch ausgelöst wurden. So blieb mir auch
das vollkommene seelische Glücksgefühl als Erinnerung, doch auch der Schmerz
und die Sehnsucht. Manchmal glaubte ich,dass sie mich zerreißen würden, so weh
tat es.
Und natürlich gab es auch viele, viele Tränen: die Warmen,
die Kalten, die Einsamen, die Bäche, die Getrockneten, die Salzigen und die
Blutigen, doch vor allem weinte ich, weil niemand da war, der sie wegwischen
konnte. Ich war einsam und im Innern geteilt. Einerseits wollte ich eine Liebe,
wie die, von der ich schon oft geträumt hatte. Anderseits bin ich noch nicht
bereit jemand anders lieben zu können. Manchmal gab es einen, an dem mein Bauch
anfing zu kribbeln, doch irgendwie waren diese immer vergeben.
Im Nachhinein würde ich alles genauso machen und nichts
ändern. Vieles tat verdammt weh, doch es gab auch Gutes und jeder einzelne
Moment IST es wert, da bin ich mir sicher. Und für jede Person, die ich kennen
lernen durfte, bin ich dankbar. Denn sie sind wie ein Netz, dass mich jedes Mal
auffängt, weil sie zusammenhalten.
Das ist es doch, was zählt...
Einen Zusammenhalt, der niemanden im Stich lässt,
ganz egal ob man einen mehr oder weniger leiden kann !
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